Monique Adam, SEW-Präsidentin - Von Finnland lernen (tageblatt)
09. Décembre 2004Alex Fohl
"PISA II zeigt eigentlich, dass der erste OECD-Schülervergleichstest total überhastet wurde", so Monique Adam vom Syndikat für Erziehung und Wissenschaft (SEW). Diesmal seien die Vorbereitungen und Testbedingungen viel besser gewesen. Das erkläre auch das relativ bessere Abschneiden der Schüler. Gut seien die Ergebnisse nach wie vor nicht. "Wir müssen uns auch weiterhin Gedanken machen. Erstaunlich ist, dass Länder wie Finnland und Korea, die über sehr unterschiedliche Schulsysteme verfügen, so gut abschneiden. Meines Erachtens hat das damit zu tun, dass 'die Gesellschaft hinter dem jeweiligen Bildungssystem steht. Hier scheint es klare, wenn auch unterschiedliche Vorstellungen zu geben, wo es lang gehen soll. Das wissen Schule und Gesellschaft gleichermaßen. In Luxemburg ist dies nicht der Fall. In der Schulpolitik scheint es diese klaren Vorstellungen nicht zu geben.
Ich zweifle noch immer daran, ob wir in Luxemburg wirklich an die Lissabon-Strategie glauben, die auf den Kompetenzzuwachs abzielt. Wäre dies der Fall, würden wir anders an das Problem herangehen. Ich denke z.B. an den fehlenden Willen, im Rahmen der Universität verstärkt in die Erziehungswissenschaften zu investieren. Das wäre ein ganz wichtiger Faktor, um die Lage in den Griff zu bekommen.
Durch Hausaufgaben und eine stärkere Einbeziehung der Eltern ist das Problem nicht zu lösen. Auch durch Motivation und Spaß am Unterricht bekommen wir die Situation nicht in den Griff. Sicher sind beide Aspekte wichtig. Doch aus dem Schlamassel werden sie nicht herausführen.
Wir müssen grundlegender sprich wissenschaftlicher an das Problem herangehen. Wir müssen die Ausbildung unserer Lehrer reformieren. Wir müssen Schulprogramme durchforsten und das Augenmerk auf das Wesentliche legen. Auch mit den nach wie vor vielen leistungsschwachen Schülern müssen wir uns sehr viel Mühe geben."
Doch auch das Schulsystem an sich stellt Monique Adam in Frage. Das dreigliedrige Schulsystem - klassischer und technischer Sekundarunterricht einerseits und Modularunterricht andererseits - sollten wir nicht als heilige Kuh betrachten. Die Schüler würden in drei verschiedene Klassentypen orientiert. Wir sollten uns Gedanken darüber machen, ob unser sehr selektives Bildungssystem wirklich die richtige Antwort sei, so die SEW-Präsidentin dem Tageblatt gegenüber.
"Ich glaube nicht, dass wir unseren Weg in einem System wie Korea suchen sollten. Viel eher sollten wir nach Finnland blicken, da wir eher eine Gesellschaft anstreben, die so funktioniert. So gesehen denke ich, dass wir von Finnland lernen können."
a.f.