Jean-Claude Reding neuer Präsident des OGB-L

30. Novembre 2004

Diskret, aufgeschlossen und klug, so bezeichnen ihn seine Freunde. Ab heute abend wird er der mächtigste Gewerkschafter im Land sein

GEGEN 17.30 UHR heute Nachmittag soll der kurz zuvor yom fünften OGB-L- und 30. BMIAV- und LAV­-Kongress im Klenge Kueb gewählte Nationalvorstand in geschlossener Sitzung zusammenkommen und den wahrscheinlich einzigen Kan­didaten, Jean-Claude Reding, zum neuen Präsidenten der mit 56910 Mitglieder größten Gewerkschaft des Landes wählen.

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John Castegnaros Nachfolger Jean-­Claude Reding, der im Juni seinen 50. Geburtstag feierte, scheint die­sen Wandel noch mehr zu verkör­pern als Castegnaro selbst. Denn er ist der erste LAV -OGB-L­Präsident, der nicht aus der lange dominierenden Schwerindustrie kommt, sondern Lehrer war.

In der Luxemburger Arbeiterbe­wegung gibt es seit einemJahrhun­dert eine Tradition engagierter Lehrer, von denen der Escher Bür­germeister, Abgeordnete und Tage­blatt-Direktor Hubert Clement oder der Begründer der KPL-Dyna­stie Dominique Urbany heute viel­leicht noch die bekanntesten sind. Der Lehrerberuf erlaubte, ähnlich wie der Arztberuf, auch Männern und Frauen aus den Mittelschich­ten, Kontakt mit der ihnen zuvor unbekannten sozialen Wirklichkeit in Arbeiter- und Bauernmilieus zu bekommen. Woraus sie dann meist ein Ideal von der Verallgemeine­rung und Demokratisierung der Bildung als Königsweg zum sozia­len Aufstieg entwickelten und es nach Feierabend auch noch in lokalen Volksbildungsvereinen umzusetzen versuchten.

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