3 FRAGEN an Monique Adam (Tageblatt)

29. Janvier 2005

Alex Fohl

Monique Adam ist Präsidentin des SEW!OGB-L und Grundschullehrerin

Tageblatt: Die Reform der Lehrerausbildung ist geplant. Was müsste der Uni-Lehrgang unbedingt berücksichtigen?

Monique Adam: "Wir müssen von der rein fächerorientierten Didaktik wegkommen und brauchen eine erziehungswissenschaftliche Grundlage. Zurzeit. wird der Lehrer gelehrt, wie er die einzelnen Fächer vermitteln soll. Wir denken, dass er zuerst ein pädagogisches, psychologisches, soziologisches und philosophi­sches Grundwissen benötigt, da­mit er einen besseren Blick für das Kind, sein Umfeld und das Schulsystem bekommt. Mit die­sem Grundlagenwissen muss er an die einzelnen Fächer herangehen. Das Ganze darf aber nicht zu theoretisch sein, sondern muss einen unmittelbaren Bezug zur Praxis haben; Sonst haben wir wieder eine zweistufige Aus­bildung. Zuerst die Theorie und dann folgt der Schock in der Praxis und die Einsicht, dass die­ser Beruf nicht. der richtige ist. Wir brauchen beides: die wissenschaftliche Grundlage und die Praxisbezogenheit. Wichtig sind aber auch, vorbildhafte Uni-Dozenten und Forscher, die Studenten persönliche Impulse geben.

„T": Der Knackpunkt scheint die Ausbildungsdauer zu sein. Im Gespräch sind 180 bzw. 240 ECTS-Kredite. Welche Position vertritt das SEW?

M.A.: "Wir fordern eigentlich 300 Kreditpunkte. Damit bringen wir natürlich niemanden weiter. Eine Master-Ausbildung wie in Finnland wäre eigentlich das richtige. In den Erziehungswissenschaften brauchen wir einen akademischen Bachelor, auf den ein berufsbildendes Studium darauf gesattelt werden kann. Ich denke nicht, dass beide so klar voneinander zu trennen wären.

In eine dreijährige Ausbildung lässt sich sicherlich nicht alles hineinpacken. Der augenblickliche Lehrgang reicht da nicht. Ich denke auch, dass die augenblicklichen Abgänger noch etwas jung sind, um auf Schüler losgelassen zu werden. Es ist auch eine Frage der beruflichen Reife. Allein das spricht schon für eine Verlängerung der Lehrerausbildung.

"T": Problematisch ist auch der Zugang zur Ausbildung. Nach wie vor gilt in Luxemburg eine Art Numerus clausus. Nach welchen Kriterien sollte der Zugang künftig geregelt werden?

M.A.: "Im Augenblick spielt der Numerus clausus nicht mehr so stark. Das war einmal anders. jetzt werden ja auch Sprachentests gemacht. Wir könnten uns schon eine Zugangsregelung wie jene in. Finnland vorstellen, wo Bewerber sich mit pädagogischen Fragen auseinandersetzen müssten. Sie gehen dort sogar noch einen Schritt weiter und organisieren Bewerbergruppen, bei denen es gezielt um Problemlösung geht. Was wir nicht möchten, ist eine Zugangsregelung auf der Grundlage eines Portfolios. Das scheint mir fragwürdig. Der Zugang zur Ausbildung muss schon fachbezogen geregelt sein. Auch der Sprachentest scheint mir wichtig, a es immer mehr Abiturienten mit Defiziten im Französischen und Deutschen gibt."