Journée de réflexion du 22 janvier 2005 (Tageblatt)
24. Janvier 2005Journée de réflexion du 22 janvier 2005
sur la nouvelle loi scolaire
organisée par le SEW et la FGIL
Berichterstattung im tageblatt vom 24.1.2005
Reflexionstag über die Schule der Zukunft
Chancen und Perspektiven.
tageblatt (24.1.2005)
Alex Fohl
Am Samstag hatten das Syndikat für Erziehung und Wissenschaft (SEW) und die Lehrerföderation FGIL zu einem Reflexionstag eingeladen. Bei der Tagung in der Privatbeamtenkammer ging es u.a. um die Schule von morgen und die längst überfällige.Reform des Schulgesetzes von 1912.
Mit Schulreformen tut sich Luxemburg schwer. Im Grunde hat das nichts damit zu tun, dass es keine guten Ideen gäbe. Die gibt es in der Tat zuhauf. Es ist wohl eher eine Frage der Kräfteverhältnisse. Doch allmählich scheint es den Schulpartnern zu dämmern, dass. es angesichts der Vielzahl an Problemen nur durch eine gemeinsame Anstrengung besser werden kann.
Am Samstag haben die Schulpartner auf Initiative von FGIL und SEW gemeinsam einen, Schritt in diese Richtung unternommen und wichtige Denkarbeit geleistet.
Die Tagung sei nicht als Auseinandersetzung, sondern als Diskussionsbeitrag im Hinblick auf die Erneuerung der Schule zu verstehen, so FGIL-Präsident Ed. Kirsch in seiner Einleitung.
Im Mittelpunkt des einführenden Rundtischgesprächs standen demnach die Reform des Schulgesetzes von 1912, die. Rolle der Schule sowie die Grenzen gesetzlicher Bestimmungen.
zu den Aussagen der Vertreter der Eltern, Lehrer und des Ministeriums beim Rundtischgespräch anlässlich der
Journée de Réflexion vom 22.1.2005
tageblatt (24.1.2005)
Alex Fohl
Monique Adam (SEW) "Wir brauchen einen Mentalitätswandel" "Wir müssen die Hierarchie aus der Schule rausbekommen", fordert Monique Adam, die Schüler, Lehrer und Eltern nicht als bloße Befehlsempfänger sieht. Die Schule müsse für mehr Chancengleichheit sorgen. Derzeit habe sie nur ungenügende Mittel, um schwachen Schülern zu helfen. Mangelhaft sei auch die peri- und paraschulische Betreuung. Unzufrieden ist Adam ebenfalls mit der selektiven Ausrichtung und den unzureichenden Mitbestimmungsstrukturen. Handlungsbedarf gebe es auch beim der Lehrerausbildung „Wir müssen von einer fächergebundenen Didaktik wegkommen und einen besseren Blick für die großen Ziele und Herausforderungen bekommen." Wir müssten auch lernen, zusammen im Team zu arbeiten, so Adam an die Adresse der Lehrerschaft. Ziel sei es, viele Schüler auf ein ebenbürtiges Niveau zu bringen. Das Gesetz sei der Rahmen, an uns werde es sein, die Vorgabe. mit Leben zu füllen. "Wir brauchen einen Mentalitätswandel ", so ihr Fazit. | Othon Neuens (MEN) "Schulen benötigen mehr Autonomie" Damit Schulen besser arbeiten könnten, bräuchten sie mehr Autonomie, begründet Othon Neuens die Notwendigkeit eines neuen Schulgesetzes. "Schulen müssen selbst Schulentwicklung betreiben können." Darüber hinaus fordert Neuens eine Schulpartnerschaft im Interesse der Schüler. "Schulen müssen sich besser den Rhythmen der Kinder anpassen." Als Beispiel nannte der Stellvertreter von Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres die Einführung von Schulzyklen, die mehr Flexibilität im Sinne der Schüler erlaubten. "Wir benötigen Gesetze, damit Schulen die Mittel bekommen, die sie brauchen. Schülern muss schnell' geholfen werden." Der Staat müsse auch dafür sorgen, dass die Mittel gerecht zwischen den Schulen verteilt werden. Das Gesetz könne nur einen Rahmen für eine neue Entwicklung schaffen, es habe aber auch Grenzen, so Neuens, der Eltern durchaus zugesteht, bei der Schulentwicklung mitzureden. | Michèle Retter (Fapel) "Kinder abholen, wo sie stehen" Fapel-Sekretärin Michèle Retter warnte ihrerseits vor einer Überforderung der Eltern. Schulen müssten besser an Kinder angepasst sein, Viele Familien schafften die Bürde nicht mehr. Schulen müssten Kinder dort abholen, wo sie stünden, so Retter, die sich für eine positive Bewertungskultur aussprach. Fehler seien nichts Schlechtes und die Sanktionierung durch eine negative Benotung wirke entmutigend. Darüber hinaus fordert die Elternvertreterin eine bessere und kontinuierliche Information. Diese finde derzeit nur auf Anfrage statt, so Retter, die eine aufgezwungene Orientierung ablehnt und ein größeres Mitspracherecht fordert. "Wir brauchen partnerschaftliche Strukturen und eine Integration der Eltern im Sinne einer Kultur der Begegnung und des Dialogs." Derartige Strukturen würden in vielen Gemeinden nach wie .vor blockiert, so die Elternvertreterin, die eine Mitbestimmungsstruktur in den Schulen selbst fordert. |
3 FRAGEN an Ed Kirsch
Ed. Kirsch ist Präsident der "Féderation generale des instituteurs luxembourgeois" (FGIL).
tageblatt 24.1.2005
Alex Fohl
"Tageblatt": Woran leidet die Schule heute am meisten?
Ed. Kirsch: "Unsere Schule hat eine Reihe von Defiziten. Es gibt eine gewisse politische Ablehnung - zumindest gab es die in der Vergangenheit -, sich bei denen umzusehen, die es in diesen Punkten besser machen. Es gibt bei uns weniger Chancengleichheit als in anderen Ländern, unsere Lehrerausbildung ist nicht so gut - insbesondere die Grundausbildung. Und die Schulautonomie ist bei uns weniger ausgeprägt. Eine der Ursachen ist sicherlich die Ablehnung, über Schulstrukturen nachzudenken. Wir begnügen uns mit programmatischen Reförmchen, ohne auch hier weit genug zu gehen z.B.' bei der übergroßen Anzahl an Promotionsfächern. "
"T": Was erwarten Sie sich von der längst überfälligen Reform des Schulgesetzes von 1912?
E. K.: "Die Schule muss unbedingt schneller reagieren, wenn Schüler am Straucheln sind. Wir müssen früher pädagogische Hilfsmaßnahmen einbauen. Dann muss der Informationsfluss zwischen allen Schulpartnern verbessert werden. Vom Ministerium zu den Lehrern und von den Lehrern in Richtung Eltern.
Auf kommunaler Ebene müssen überall partnerschaftliche Mitbestimmungsstrukturen in den Schulen eingerichtet bzw. ausgebaut werden."
"T": Welches Fazit würden Sie nach der "Journée de réflexion" ziehen? Hat sie neue Perspektiven eröffnet?
E. K.: "Gestern ist klar geworden, dass der alte vermeintliche Widerspruch zwischen Eltern und Lehrern angesichts der Vielfalt an Schulproblemen dabei ist, zu verschwinden. Beide Schulpartner beginnen, an einem Strang zu ziehen, um gemeinsam Wege für Lösungen zu suchen. Das ist neu. Das war auch der Pluspunkt der "Journee de réflexion". Nun ist das Ministerium am Ball. Es muss dringend ein Vorschlag vorgelegt werden. '
Dann werden wir diese Übung noch einmal wiederholen. Positiv war auch das gute Klima während der Tagung und der große Zuspruch der Lehrer. Es ist der Beginn einer Erneuerung."
Schulvisionen
Was Schüler wollen
"Die Schule sollte farbiger sein!"
"Die Schule soll so bleiben, wie sie ist!"
"Es sollte nur so viele Aufgaben geben, dass noch Zeit zum Spielen bleibt!"
"Nachmittags sollte es keine Schule geben!"
"Es sollte drei Tage lang Weekend sein!"
"Nicht so viel Druck!"
"Nach zwei Wochen Schule sollte es zwei Wochen frei geben!"
"Lehrer sollten mehr Zeit für Kinder haben!"
Die Meinungen der Schüler holte ein Lehrer ein.
Zum Thema äusserten sich die Schüler der Primärschulen aus Schouweiler und Differdingen
Stichwort Schulgesetz von 1912
Tageblatt
(24.1.2005)
Alex Fohl
Mit dem liberalen Schulgesetz von 1912 sei die Schulpflicht konsolidiert und die Rolle der Kirche eingeschränkt worden, so Othon Neuens vom Unterrichtsministerium. Nach anfänglichen Widerständen durch den Klerus, der auf den Religionsunterricht gepocht habe, sei es – auch bedingt durch den Priestermangel – 1921 mit dem Einzug der Katecheten in die Schulen zu einem Kompromiss gekommen. In großen Zügen habe das Gesetz, das in der Folgezeit 14- bis 15-mal nachgebessert worden sei, aber überdauert. Der gemischte Unterricht sei erst 1963 eingeführt worden, so Neuens. Unter der vorherigen CSV-DP-Regierung wurde ein Versuch unternommen, das Schulgesetz von 1912 zu reformieren. Alle bisherigen Gesetze sollten dabei in einen koordinierten Text gebündelt werden. Darüber hinaus sah Anne Brasseurs Gesetzprojekt die Einführung eines Schuladministrators und eine eingeschränkte Mitbestimmung der Schulpartner vor. am meisten wurden der geplanten Reform mangelnde Visionen vorgeworfen. Das war denn auch mit ein Grund, weshalb sich die neue CSV-LSAP-Regierung auf eine Überarbeitung des Gesetzprojekts geeinigt hatte.derzeit wird im Ministerium an einem Orientierungspapier gearbeitet, das anschließend mit den Schulpartners diskutiert werden soll.
Kommentar: Miteinander
zur "journée de réflexion" vun SEW und FGIL
tageblatt (24.1.2005)
Alex Fohl
Die Erkenntnis, dass die Schule sich nicht von heute auf morgen ändert ist nicht neu. Dennoch scheint es immeroffenkundiger, dass sich etwas ändern muss. Die Schulpartner haben den Handlungsbedarf längst erkannt. Nun gilt es, gemeinsam zu handeln. Die Zeit der verhärteten Fronten sollte eigentlich vorbei sein. Nicht das, was trennt, muss gepflegt werden, sondern das, was verbindet. Und da scheinen sich alle Schulpartner inzwischen eins. Im Mittelpunkt steht der Schüler! Nach seinen Bedürfnissen müssen sich alle Reformbestrebungen richten. Wer das zum jetzigen Zeitpunkt noch immer nicht eingesehen hat, sollte besser die Segel streichen und sich beruflich umschulen lassen. Der Schulbetrieb braucht eine Kultur des Miteinanders, ein gemeinschaftliches Wirken im Sinne der Heranwachsenden. Davon profitieren letztendlich alle.