Pisa-Aspekte im Detail (Luxemburger Wort)

13. Décembre 2004

Keine Schule fürs Leben?

(MaG) - Die Pisa-Studie, das ist nicht nur ein Test über die Leistungsfähigkeit von Schulsystemen. Nein, die OECD-Erhebung gibt auch Aufschluss über die Stimmung in den Schulen. Auf­fallend dabei ist, dass immerhin 49 Prozent der Getesteten in Luxemburg davon ausgehen, dass die Schule wenig dazu beiträgt, sie auf die Zukunft, sprich auf das Leben als Erwachsene vorzubereiten. Dieser Satz liegt in den europäischen Pisa-Gewinnerländem bei etwa 30 Prozent.

Eine allgemeine Analyse des Zusammenhangs zwischen der Einstellung zur Schule und der im Pisa-Test 2003 erbrachten Leistung zeigt, dass - so komisch das auch klingen mag - in vielen Ländern ausgerechnet die Schüler eine signifikant bessere Leistung erzielen, die angaben, dass sie eine eher negative Einstellung zu ihrer Schule haben. Das trifft allerdings nicht auf die Resultate in Luxemburg zu.

Fast die Hälfte der befragten 15­Jährigen ist hier zu Lande nämlich der Meinung, das hiesige Schulsystem trage wenig dazu bei, sie auf das Leben als Erwachsene vorzubereiten. Damit liegt Luxemburg ganz klar über dem OECD-Durchschnittswert von 32 Prozent.

Dass die Schule reine Zeitverschwendung ist, denken im Großherzogtum 9,5 Prozent der Getesteten. Auch hier liegen die Werte Luxemburgs klar über denen im Ausland. Hier zu Lande sind denn auch eindeutig weniger Schüler der Meinung, die Schule habe ihnen Selbstvertrauen gegeben, Entscheidungen treffen zu können. 52,2 Prozent der Befragten fühlen sich von der Schule bestärkt. OECD-weit sind das 72 Prozent. Schlecht sieht es auch hinsichtlich der Vorbereitung aufs Berufsleben aus. 53 Prozent der in Luxemburg befragten Schüler sehen sich gut vorbereitet. Das sind knapp 20 Prozent weniger wie im gesamten OECD-Raum.

Wenig Zeit für Hausaufgaben



Wie bereits bei PISA 2000 wurden auch bei der Auflage 2003 die Schüler nach der Zeit gefragt, die sie mit der Bearbeitung ihrer Hausaufgaben. verbringen. Für Pisa 2003 wurden sie gefragt, wie viel Zeit sie für ihre Mathematikhausaufgaben benötigen und wie viel Zeit sie insgesamt für die Bearbeitung ihrer Hausaufgaben aufwenden.

Die Antworten der luxemburgischen Schüler wurden denen des OECD-Durchschnitts und des Durchschnitts der fünf besten europäischen Länder gegenübergestellt. Das Resultat: Die jungen Leute wenden durch die Bank weniger Zeit für das Erledigen von Hausaufgaben auf als ihre Alterskollegen im Ausland.

88,1 Prozent der Befragten arbeiten pro Tag bis maximal eine Stunde zu Hause. Mehr als eine Stunde nehmen sich 31,3 Prozent Zeit. Ein ganz anderes Bild ergibt sich in der Pisa-Europa-Top-5. Immerhin erklärten dort 55 Prozent der Geprüften, mehr als drei Stunden täglich Hausaufgaben zu erledigen.

Wie steht es. um die Unterstützung seitens der Lehrer? Auch dieser Frage sind die Pisa-Tester auf den Grund gegangen, Eine allgemeine Analyse des Zusammenhangs zwischen der Unterstützung und der im Test erbrachten Leistung zeigt, dass sich das Ergebnis von Pisa 2000 wiederholt. Schüler, die angaben, dass sie Unterstützung durch ihren Lehrer erhalten, erzielen eine signifikant niedrigere Leistung als Schüler, die angaben, dass sie kaum Unterstützung erhalten. Es ist demnach anzunehmen, dass Lehrer eher leistungsschwächere Schüler unterstützen.

Was die Sachlage in Luxemburg angeht, so sagten 53 Prozent der Getesteten, ihre Lehrer interessierten sich für den Lernfortschritt jedes einzelnen Schülers. 61 Prozent sagten, die Lehrer unterstützten sie zusätzlich, wenn Hilfe gebraucht werde. Allerdings bejahten nur 49 Prozent die Aussage "der Lehrer hilft uns beim Lernen". Eine positive Antwort gaben dagegen im OECD-Durchschnitt 73 Prozent der Testteilnehmer.

Eine allgemeine Analyse des Zusammenhangs zwischen Disziplin und Testleistung untermauert, dass Schüler, die angaben, dass ihr Unterricht diszipliniert ablaufe, deutlich bessere Leistung bringen, als Schüler, die meinen, dass ihr Unterricht eher nicht diszipliniert abläuft. Auf Luxemburg bezogen stellten die Forscher allerdings bei einem Vergleich der Schultypen fest, dass dieser kausale Zusammenhang offenbar nur im "Secondaire technique" besteht. Im klassischen "Secondaire" und sogar auch im "Regime préparatoire" konnte kein direkter Zusammenhang gefunden werden.

Stark in Mathe



Bei der Selbsteinschätzung der Leistungsfähigkeit zeigte sich bei Pisa ein positiver Zusammenhang zwischen Selbsteinschätzung und Testleistung. Schüler mit einer hohen Selbstwirksamkeit oder einem hohen Selbstkonzept schneiden ganz klar besser ab als Schüler mit einer niedrigen Ausprägung auf diesen Skalen. Dieser Zusammenhang zeigt sich im internationalen Vergleich bei allen 41 Teilnehmerländern. Apropos Selbsteinschätzung: 36,1 Prozent der Schüler in Luxemburg haben erklärt, im Mathematikunterricht selbst die schwersten Aufgaben zu verstehen.