Appell fir d’ëffentlech Schoul

26. Mars 2004



Das Gesetz wurde leider gestimmt.
Doch unser

„Appell fir d’ëffentlech Schoul“



ist aktueller denn je.


Die Zukunft der öffentlichen Schulen geht uns alle an!
Die zentrale Bedeutung der öffentlichen Schule für unser Bildungswesen ist in Artikel 23 der Verfassung rechtlich verankert. Die aktuelle Situation stellt sich für Lehrer und Schüler jedoch zunehmend schwierig dar. Mangel an diplomiertem Personal und unzureichende Infrastrukturen prägen den Schultag. Auf politischer Ebene sind tiefgreifende Strukturreformen überfällig.

Wofür wir uns einsetzen – bessere Bedingungen für alle Schüler!
Für die Unterzeichnenden hat die Verbesserung der aktuellen Lern- und Lehrbedingungen an öffentlichen Schulen absolute Priorität. Der Staat muss diesen Schulen alle Mittel zu Verfügung stellen, damit sie ihre wichtigen Aufgaben erfolgreich bewältigen können. Dabei muss die Schule eine echte Chance bekommen, den wechselnden Bedürfnissen von Schülern und Eltern gerecht zu werden. Zudem erfüllt die öffentliche Schule eine wichtige gesellschaftliche Integrationsfunktion für den hohen Anteil ausländischer Schüler sowie Kinder aus sozial schwächerem Milieu. Wir fordern daher von staatlicher Seite die dringend notwendige finanzielle und kulturelle Unterstützung für die öffentliche Schule ein!

Warum wir den Gesetzesvorschlag zur Förderung der Privatschulen abgelehnt haben.
Die Regierung hat einen Gesetzesvorschlag zu den Finanzierungshilfen für Privatschulen ausgearbeitet – ein Ansatz, der die Chancengleichheit in Sachen Bildungszugang für die Kinder in unserem Lande dramatisch unterlaufen würde. Dass eine bevorzugte Förderung der Privatschulen der falsche Weg ist, beweist das Paradebeispiel Finnland – ein Land, das weltweiter Spitzenreiter der PISA-Studie ist, in dem aber nur knapp 3% der Schüler private Schulen besuchen. In Luxemburg sind es bereits jetzt 12%! Dass dieser Gesetzesentwurf zu einer Benachteiligung der öffentlichen Schule führt, belegen die folgenden Eckpunkte des vorliegenden Textes.
  • Den privaten Schulen sollen jetzt enorme Geldmittel zur Verfügung gestellt werden. Dabei werden neben Sekundarschulen auch private Spiel- und Primärschulen von diesen neuen Finanzspritzen profitieren.
  • Laut Gesetzesvorschlag werden 80% der Investitionen, die Privatschulen in den letzten zehn Jahren getätigt haben, vom Staat rückerstattet.
  • Auch Privatschulen, die sich nicht an das öffentliche Lehrprogramm halten, sollen mit öffentlichen Geldern unterstützt werden. Dabei entfällt nicht nur eine Qualitätskontrolle des Unterrichts, sondern auch jeder Einblick in die vermittelten Inhalte. Die Gewährleistung ideologiefreier pädagogischer Ansätze ist so nicht mehr sicher gestellt.

Mit dem inzwischen gestimmten Gesetz wird sich die Schullandschaft in den nächsten Jahren entscheidend verändern. Die öffentlichen Schulen werden extrem benachteiligt, während die Privatschulen und im Wesentlichen die katholischen Privatschulen eine bislang nie dagewesene Finanz- und Investitionskraft erlangen. Das Gesetz steuert damit auf eine Zweiklassengesellschaft zu, in der sich nur finanziell gut situierte Eltern leisten können, ihre Kinder von klein auf in besser ausgestattete Privatschulen zu schicken. Wir sind davon überzeugt, dass angemessene Bildung keine Ware werden darf! Mit diesem Gesetz wird die Chancengleichheit weiter verringert – laut PISA-Studie bildet Luxemburg gerade in diesem Punkt ohnehin bereits das traurige Schlusslicht.



Dieses Gesetz muss weg!

F.G.I.L.